WhatsApp Datenschutz: Änderung der Datenschutzerklärung 2021
Der wohl prominenteste Messenger am Markt, WhatsApp, kündigte Anfang des Jahres eine Änderung der Datenschutzerklärung an: Daten dürften demnach mit der WhatsApp-Mutter Facebook geteilt werden. Nicht das erste Mal versucht der Facebook-Konzern, Daten produktübergreifend verfügbar zu machen. Nachdem Datenschützer massive Kritik an diesem Vorhaben äußerten, ruderte der Konzern zurück. Wir zeigen Ihnen im heutigen Beitrag, was sich bei WhatsApp konkret ändern sollte, wie dies aus datenschutzrechtlicher Sicht zu bewerten ist und welche Alternativen Sie haben.
Kurzer Rückblick: Eine kleine Zeitreise
Im Jahr 2014 gab es einen kleinen Knall: Facebook kündigte an, mit WhatsApp den damals schon populärsten Messenger übernehmen zu wollen – für sagenhafte 21,8 Milliarden US-Dollar. Tatsächlich wurden 4,59 Milliarden Dollar überwiesen und die restliche Summe in Bezugsrechten und Facebook-Aktien ausbezahlt, sodass man eher von einer Fusion als von einer Übernahme sprechen könnte.
Dennoch: Schon seinerzeit bangten WhatsApp-User, inwieweit ihre Daten künftig mit der Datenkrake Facebook geteilt werden sollten. WhatsApp behielt sich seinerzeit tatsächlich vor, Nutzerdaten an seinen neuen Mutterkonzern weiterzugeben. Doch schon damals brach ein Sturm der Entrüstung über das neue Team WhatsApp – Facebook her und der Konzern lenkte ein. Wiederholt sicherte der Konzern zu, WhatsApp werde unabhängig von Facebook bestehen und man werde die Dienste nicht mischen.
2016 unternahm der Facebook-Konzern einen weiteren Anlauf: Man plante, die AGB dahingehend zu ändern, allen zu Facebook gehörenden Konzernen (also auch Instagram und WhatsApp) Nutzerdaten zu übermitteln, mitunter die Telefonnummer sowie Metadaten. Ziel der Verzahnung war es, Nutzern durch Abgleichen der Telefonnummer relevantere Facebook-Werbung anzeigen zu können. Wer nicht mit der AGB-Änderung einverstanden war, durfte gehen – die Datenübermittlung der Telefonnummer zumindest ließ sich nicht verhindern.
Änderung der Datenschutzerklärung von WhatsApp
Mit Beginn dieses Jahres kündigte WhatsApp eine Änderung der Nutzungsbedingungen an. In den Neuerungen wird vorrangig geregelt, wie Daten an den Facebook-Konzern gehen und dieser sie nutzen darf. Zu lesen war: „WhatsApp arbeitet auch mit den anderen Facebook-Unternehmen zusammen und teilt Informationen mit diesen, damit sie uns dabei helfen können, unsere Dienste zu betreiben […] und zu vermarkten.“
Das ist nichts Neues, seit 2016 wurden WhatsApp und Facebook miteinander verzahnt und seit 2018 hieß es, dass WhatsApp Informationen von Facebook-Unternehmen erhalten sowie mit diesen teilen kann. Die europäische Version der neuen Datenschutzerklärung zeigt, dass der Mutterkonzern keine Profildaten aus WhatsApp erhält, um mit ihnen die Facebook-Werbung zu optimieren: „Keine der Informationen, die WhatsApp auf dieser Grundlage weitergibt, dürfen für die eigenen Zwecke der Facebook-Unternehmen verwendet werden“.
Dem Spiegel gegenüber äußerte ein WhatsApp-Sprecher deutlich, dass keinerlei Nutzerdaten aus dem europäischen Raum mit Facebook geteilt werden, um mithilfe dieser Informationen Anzeigen zu optimieren. Tatsächlich unterscheiden sich die Datenschutzbestimmungen jener Nutzer in Europa deutlich von denen für den Rest der Welt: Bislang konnten sich Nutzer außerhalb Europas dagegen aussprechen, dass Nutzerinformationen zu Werbezwecken mit Facebook geteilt werden. Diese Option entfällt nun. Für europäische Nutzer ändert sich also nicht viel, für alle anderen sehr wohl: Sie verlieren ihr Wahlrecht, ob die eigenen Daten für Facebook-Werbung genutzt werden dürfen oder nicht.
Die rechtliche Seite: Auf welcher Grundlage arbeitet WhatsApp?
Bis ins Jahr 2016 betraf die Datenweitergabe Nutzer auf der ganzen Welt. Die Klagen von Datenschützern setzten dem Konzern jedoch soweit zu, dass er einlenkte und die Weitergabe der Daten europäischer Nutzer einstellte, während das Daten-Teilen für Nicht-EU-Bürger munter weiterging. Im Jahr 2018, dem offiziellen Geburtsjahr der DSGVO, erklärte WhatsApp, dass Datenweitergaben ausschließlich legal im Rahmen der DSGVO geschehen würden. Deshalb teilt WhatsApp mit Facebook bei europäischen Nutzern einerseits die Nutzer-Telefonnummer, andererseits auch Nutzungsstatistiken des Messengerdiensts.
Im März 2018 – kurz vor Inkrafttreten der DSGVO – bestätigte das Oberverwaltungsgericht Hamburg, dass Facebook die WhatsApp-Daten nicht europäischer Nutzer nicht verwenden darf. Gemäß der DSGVO darf WhatsApp persönliche Nutzerdaten nicht ohne Einwilligung des Nutzers weitergeben. Heißt: Willigt ein Nutzer der Datenweitergabe nicht aktiv ein, dürfen WhatsApp-Daten nicht geteilt werden. Außerdem wäre ein Zwingen des Nutzers zum Datenaustausch ebenfalls nicht mit der DSGVO vereinbar. Dieser Zwang existiert für Nutzer außerhalb der EU: Entweder, sie stimmen dem Datenaustausch zu oder sie dürfen den Messenger nicht mehr nutzen.
WhatsApp gerät unter Druck – und verschiebt Änderungen
Mehrfach betonte WhatsApp, dass sich für Nutzer aus der EU keine Änderungen ergeben, doch Kritiker sehen die Aussagen des Konzerns als widersprüchlich: In den EU-Nutzungsbestimmungen finden sich durchaus diverse Hinweise, die auf einen Datenaustausch zwischen WhatsApp und Facebook schließen lassen.
So erklärt man die Gründe des Datenaustauschs damit, dass die Daten „uns dabei helfen können, unsere Dienste zu betreiben, bereitzustellen, zu verbessern, zu verstehen, anzupassen, zu unterstützen und zu vermarkten.“ Zusätzlich gibt es die oben bereits beschriebene Einschränkung: Daten dürften nicht für „eigene Zwecke der Facebook-Unternehmen“ genutzt werden. Jedoch ohne zu erklären, was „eigene Zwecke“ sein könnten. Wenngleich WhatsApp also betont, dass für EU-Nutzer alles beim Alten bliebe, verwirrt der Konzern mit derartigen Passagen, denen zugestimmt werden muss, möchte man den Messenger weiter nutzen.
Viele WhatsApp-Nutzer nahmen diese verwirrenden Änderungen zum Anlass, den Messenger zu wechseln. Das und die massive Kritik von Datenschützern führte dazu, dass WhatsApp selbst etwas zurückruderte: Man verschob die Datenschutzänderung von Februar auf Mai.
Messenger wechseln: Signal & Threema profitieren
Signal und Threema sind die großen Gewinner des WhatsApp-Nutzerschwundes, der der Ankündigung der neuen Datenschutzregeln folgte: Wie Signal am 14. Januar twitterte, überschlugen sich die Downloadzahlen. Funfact: Kryptograf Moxie Marlinspike ist nicht nur Signal-Gründer, sondern entwickelte auch die Verschlüsselung für WhatsApp. Signal punktet mit Ende-zu-Ende-Verschlüsselung, einem offenen Quellcode und guter Funktionalität, die sich nicht hinter der von WhatsApp verstecken braucht.
Auch der Schweizer Messenger Threema freut sich über Zuwachs: Das Team twitterte, dass die „Downloads in die Höhe schießen“. Auch Threema verschlüsselt Ende-zu-Ende und ist mittlerweile quelloffen. Zwar werden einmalig Download-Gebühren fällig, jedoch zahlen Nutzer nicht mit ihren Daten: Die Angabe etwaiger Daten ist bei Threema absolut unnötig.
Schon in unserem großen Messengertest gehörten Threema und Signal zu den Gewinnern – Signal schaffte es seinerzeit nur auf Platz 4, hat sich aber in den letzten Jahren weiterentwickelt. Werfen Sie gerne einen Blick in unser MessengerRevival, behalten Sie dabei jedoch bitte im Hinterkopf, dass unsere Testberichte aus 2016 nicht mehr dem aktuellen Stand entsprechen. Sowohl bei Threema als auch bei Signal gab es in den letzten Jahren Änderungen – jedoch keine, die den Datenschutz schwächten, sondern welche, die die Funktionalität sowie Sicherheit erhöhen.
WhatsApp Datenschutz-Änderungen: erst nachdenken, dann handeln
WhatsApp hat sich sehr ungeschickt angestellt: Eigentlich ändert sich – zumindest für europäische Nutzer – nicht viel. Jedoch wurde ungeschickt, weil teilweise widersprüchlich kommuniziert, sodass viele Nutzer weitergezogen sind. Die großen Gewinner sind Signal, Threema und Telegram. WhatsApp sollte seine Kommunikation diesbezüglich überdenken, und vielleicht die Datenschutzänderungen für Nicht-EUler ebenfalls, denn diese haben künftig keine Wahlmöglichkeit mehr, ob sie ihre Daten beim Mutterkonzern Facebook wissen wollen oder nicht.
Wenngleich alternative Messenger großen Aufwind durch die Ungeschicktheit von WhatsApps Kommunikation bekommen haben: Die große Masse ist und bleibt WhatsApp treu – der Netzwerk-Effekt bei WhatsApp ist gigantisch! Tatsächlich macht der Wechsel des Messengers nur Sinn, wenn Kommunikationspartner ebenfalls auf Alternativen zu WhatsApp setzen. WhatsApp selbst hat durch seine ungeschickt kommunizierte Datenschutzänderung selbst dafür gesorgt, dass alternative Messenger überhaupt eine Chance haben, auf einigen Smartphones zu landen. Nutzen Sie also die Gelegenheit – klären Sie Freunde und Bekannte auf, wenn Sie eine Alternative zu WhatsApp nutzen möchten.
Gender-Disclaimer:
Zur besseren Lesbarkeit und zur Vermeidung von Gender-Sternchen verwenden wir das generische Maskulinum für Substantive und meinen damit alle natürlichen Personen unabhängig ihres Geschlechts.
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