Sprachassistenten: Wann hört Alexa wirklich zu?
In einer kürzlich veröffentlichten Studie der Ruhr University Bochum und des Max Plank Institute for Security and Privacy über Sprachassistenten, wurde das Verhalten von Alexa, Siri, Cortana und Co. genauer unter die Lupe genommen. Ziel der Studie war herauszufinden, wann sich die Sprachassistenten ungewollt aktivieren.
Was sollte man über smarte Sprachassistenten wissen?
Ein Sprachassistent ist eine schwache KI (künstliche Intelligenz), die zur Steuerung von smarten Lautsprechern oder Smartphones eingesetzt wird. Der Vorteil bei der Verwendung liegt ganz klar in der tastenlosen Bedienung und der Möglichkeit Smart-Home-Geräte mit der Stimme zu steuern. Lesen Sie auch unseren Artikel „Sprachassistenten: Die Gefahren der Alltagshelfer“. Durch die Voice-Steuerung benötigt man zur Aktivierung des Sprachassistenten ein Wake-Word (Aktivierungswort), damit der Lautsprecher nur dann aktiviert wird, wenn er tatsächlich zuhören soll. Womit wir wieder auf die Studie über die Sprachassistenten zurückkommen.
Cortana, Google, Siri & Co. – habt ihr was an den Ohren?
In der Studie wurden nachfolgende smarte Lautsprecher untersucht:
Anbieter Wake-Words
Amazon „Alexa“ oder „Computer“ oder „Echo“
Google „Ok Google“ oder „Hey Google“
Apple „Hey Siri“
Microsoft „Hey Cortana“ oder „Cortana“
SoundHound „Hallo Magenta“ oder „Hey Magenta“ oder „Hi Magenta“
Und 4 weitere Sprachassistenten aus dem chinesischsprachigen Raum
Alle Lautsprecher wurden mit dem Internet verbunden, mit einem eigenen Sensor, der die Aktivierung der LEDs monitoren sollte, ausgestattet und per Webcam gefilmt.
Nun wurden die Sprachassistenten mehr als 16 Tage mit englischsprachigen Nachrichtensendungen und Serien beschallt und weitere 7 Tage mit deutschsprachigen TV-Inhalten. Erschreckende 915-mal lösten die Sprachassistenten Aufnahmen aus, weil sie das Aktivierungswort falsch verstanden hatten. Auch die Tagesthemen berichteten.
Sprachassistent(in) Alexa lauscht gerne Game of Thrones
Amazons Lautsprecher mit Alexa aktivierte sich beispielsweise in der Folge – Game of Thrones – S01E08 – The Pointy End – Als Rob Stark „a letter“ sagte. Da die Betonung recht ähnlich war, ist diese Aktivierung verständlich.
Aber als Margaery Tyrell in – S03E04 – And Now His Watch Is Ended – “We like some privacy” zu den Wachen sagte und die Sprachassistentin ihr Aktivierungswort „Alexa“ verstand, lässt sich das nicht ganz nachvollziehen.
Aufnahmen der Sprachassistenten werden analysiert
Die Anbieter der smarten Lautsprecher versuchen fortwährend die Qualität der Spracherkennung zu verbessern. Zu diesem Zweck werden eben auch solche Fehlaktivierungen analysiert und transkribiert.
Schon mehrfach haben ehemalige Mitarbeiter von Apple, Amazon & Co über solche Aufnahmen berichtet. Zum Teil konnten sie Geschäftsbesprechungen, Unterhaltung von medizinischem Personal, Streits oder Paare beim Sex verfolgen. Mitunter war auch der Bezug auf einzelne Personen möglich, da Telefonnummer, Adressen oder Namen während der Aufnahme gefallen sind.
Datenschutz: Eingriff in die Privatsphäre
Der Hamburger Datenschutzbeauftragte Johannes Caspar nimmt die Unternehmen in die Pflicht. „Man muss vom Hersteller erwarten, dass er die Verbraucher im datenschutzrechtlichen Sinne aufklärt und darauf hinweist, dass es eben ein entsprechendes Risiko der Privatsphäre ist“, sagte Caspar NDR und SZ. Also Augen auf bei einem smarten Lautsprecher mit Sprachassistent.
Sprachassistenten – Welche Vorkehrungen können Sie treffen?
- Überlegen Sie sich als erstes gut, ob Sie wirklich einen Sprachassistenten nutzen wollen – das gilt für Smartphones wie für smarte Lautsprecher
- Überlegen Sie sich genau wo (z.B. in welchen Räumen) und wann Sie den Sprachassistenten nutzen wollen
- Wägen Sie ab, ob Sie vielleicht doch die Berührungsaktivierung verwenden wollen statt des Wake-Words
- Nehmen Sie bei Ihrem Anbieter die Einstellung zu den Aufnahmegewohnheiten (i.d.R. unter Datenschutzeinstellungen) vor
- Löschen Sie regelmäßig die Aufnahmen aus Ihrem Konto
Fazit zu den Sprachassistenten
Wir können derzeit (noch) nicht ruhigen Gewissens sprachgestützte Assistenzsysteme verwenden, die mit einem Aktivierungswort gesteuert werden. Jeder der derzeit z.B. einen smarten Lautsprecher verwendet oder sich einen anschaffen möchte, gehört zu den Beta-Testern, die für zukünftigen Systeme/Lösungen die KI verbessern sollen. Der Preis ist der teilweise Verzicht auf eine geschützte Privatsphäre.